Smart Cities in der Schweiz
Wie Technologie unsere Städte verändert
Lesezeit: 4 Min.
Publikation: 08. Oktober 2025, Jonathan Schönholzer
Die Städte der Zukunft sind vernetzt, effizient und nachhaltig, kurz gesagt: smart. In der Schweiz wird diese Vision Schritt für Schritt Realität. Unter dem Begriff „Smart City“ versteht man nicht nur digitalisierte Ampeln oder WLAN auf dem Marktplatz, sondern ein umfassendes Konzept, das Technologie, Umweltbewusstsein und Bürgerbeteiligung verbindet. Ziel ist es, das städtische Leben lebenswerter, ressourcenschonender und zukunftsfähiger zu gestalten.
Was macht eine Stadt „smart“?
Eine Smart City nutzt Daten und digitale Technologien, um Abläufe zu optimieren, von der Energieversorgung über den Verkehr bis hin zur Abfallentsorgung. Sensoren erfassen Informationen in Echtzeit, Algorithmen analysieren sie, und auf dieser Basis werden Entscheidungen getroffen oder automatisiert umgesetzt. So können beispielsweise Strassenlaternen ihre Helligkeit an das Verkehrsaufkommen anpassen oder Müllbehälter melden, wenn sie geleert werden müssen.
Doch Smart Cities sind weit mehr als eine technologische Spielerei. Sie sind ein Antwortversuch auf die drängenden Herausforderungen unserer Zeit, Urbanisierung, Klimawandel und Ressourcenknappheit.
Pioniere in der Schweiz
Die Schweiz gehört zu den Ländern, die das Smart-City-Konzept besonders pragmatisch angehen. Viele Städte experimentieren mit eigenen Projekten, angepasst an ihre Grösse und Bedürfnisse.
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Zürich setzt auf smarte Mobilität: Sensoren und Echtzeitdaten helfen, den Verkehr zu steuern, Staus zu vermeiden und den öffentlichen Verkehr zu priorisieren. Auch Sharing-Dienste und Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge sind in das städtische System integriert.
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Genf verfolgt mit dem Programm Smart Geneva eine koordinierte Strategie für Energieeffizienz, offene Daten und digitale Verwaltung.
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In Basel erprobt die IWB intelligente Beleuchtung und Energie-Management-Systeme in Quartieren, die den Stromverbrauch um bis zu 30 % senken können.
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St. Gallen arbeitet an einem digitalen Zwilling der Stadt, einer virtuellen Kopie, die Stadtplanung, Verkehrsfluss und Umweltbelastung in Echtzeit simulieren kann.
Auch kleinere Gemeinden ziehen nach. Projekte in Pully, Lugano oder Uster zeigen, dass Smart-City-Technologien nicht nur für Metropolen gedacht sind, sondern auch in mittleren Städten einen spürbaren Mehrwert bieten.
Nachhaltigkeit im Mittelpunkt
Ein zentraler Aspekt der Schweizer Smart-City-Strategien ist die ökologische Nachhaltigkeit. Intelligente Systeme sollen Energieverbrauch und CO₂-Emissionen senken, den öffentlichen Verkehr attraktiver machen und den Ressourcenverbrauch minimieren.
Ein Beispiel: Die Stadt Luzern nutzt Sensoren, um die Luftqualität zu messen und die Ergebnisse öffentlich zugänglich zu machen. Diese Daten dienen nicht nur der Forschung, sondern auch der Bevölkerung, etwa durch Warnsysteme bei hoher Feinstaubbelastung.
Darüber hinaus wird zunehmend auf erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und energieeffiziente Gebäude gesetzt. Smart City bedeutet also auch: Technologie im Dienst des Klimaschutzes.
Bürgerbeteiligung und Datenschutz
Ein Smart-City-Projekt kann nur funktionieren, wenn es von der Bevölkerung mitgetragen wird. Daher setzen viele Schweizer Städte auf partizipative Ansätze: Bürgerinnen und Bürger können Ideen einbringen, Apps testen oder über digitale Plattformen Feedback geben.
Gleichzeitig spielt Datenschutz eine entscheidende Rolle. Wenn Daten aus Mobilität, Energieverbrauch oder öffentlichem Raum gesammelt werden, muss klar geregelt sein, wer Zugriff darauf hat und wie sie verwendet werden. Das Vertrauen der Bevölkerung ist eine Voraussetzung für den langfristigen Erfolg.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
So vielversprechend die Entwicklungen sind, der Weg ist noch lang. Die grössten Herausforderungen liegen in der Koordination zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Forschung, in der Finanzierung grosser Projekte sowie in der Interoperabilität der Systeme, also darin, dass verschiedene Anwendungen nahtlos zusammenarbeiten.
Trotzdem ist klar: Die Schweiz bewegt sich mit grossem Engagement in Richtung smarter Städte. Das Land profitiert von seiner Innovationskultur, starken Hochschulen wie der ETH Zürich oder der EPFL Lausanne und einer Bevölkerung, die technologische Veränderungen grundsätzlich positiv aufnimmt.
Smart Cities sind kein ferner Zukunftstraum, sondern bereits Teil unseres Alltags. In der Schweiz werden sie nicht als reines Technologieprojekt verstanden, sondern als gesellschaftlicher Wandel, der Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Teilhabe in den Mittelpunkt stellt. Wenn es gelingt, die digitale Vernetzung mit sozialer Verantwortung zu verbinden, könnte die Schweiz zu einem europäischen Vorreiter für intelligente Städte werden, smart, nachhaltig und menschlich zugleich.
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«digitaljournal.ch»
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