Das Internet of Things und die Schweiz

Wenn alles mit allem vernetzt ist


Lesezeit:            5 Min.
Publikation:       28. Oktober 2025, Jonathan Schönholzer


Das Internet of Things (IoT) ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern ein leiser, aber stetiger Treiber der Digitalisierung. Weltweit vernetzen sich Milliarden von Geräten, Sensoren, Fahrzeuge, Maschinen, Uhren oder ganze Gebäude und tauschen Daten in Echtzeit aus. Auch die Schweiz ist längst Teil dieser Entwicklung. Sie profitiert von ihrer starken Infrastruktur, hohen technologischen Kompetenz und stabilen politischen Rahmenbedingungen, steht aber zugleich vor wichtigen Fragen zu Datenschutz, Sicherheit und gesellschaftlicher Akzeptanz.

Ein Land der Sensoren und Daten

Die Schweiz gehört zu den Ländern mit der höchsten Dichte an IoT-Anwendungen pro Einwohner in Europa. Ob im Energiesektor, im Gesundheitswesen oder in der Landwirtschaft, überall entstehen smarte Systeme, die Daten erfassen, analysieren und Entscheidungen automatisiert treffen.

Ein Beispiel: In Smart Cities wie Zürich oder Lausanne regeln Sensoren den Verkehr in Echtzeit, passen die Strassenbeleuchtung an oder melden freie Parkplätze. Das senkt Energieverbrauch und CO₂-Ausstoss und macht das Leben in Städten effizienter und nachhaltiger.

Auch im Energiesektor gewinnt IoT an Bedeutung. Intelligente Stromzähler („Smart Meter“) erfassen den Energieverbrauch in Echtzeit, helfen beim Lastmanagement und fördern die Integration erneuerbarer Energien. Energieversorger wie ewz oder BKW testen solche Systeme flächendeckend, ein wichtiger Schritt hin zu einem digitalen Energiesystem.

Vom Kuhstall bis zum Operationssaal

Besonders spannend ist der Einsatz des IoT in der Landwirtschaft. Sensoren messen Bodenfeuchtigkeit, Temperatur oder Nährstoffgehalt und helfen Landwirten, gezielt zu bewässern oder zu düngen. In der Tierhaltung überwachen Sensorhalsbänder das Verhalten und die Gesundheit von Kühen, was Krankheiten frühzeitig erkennen lässt.

Im Gesundheitswesen wiederum sind vernetzte Geräte auf dem Vormarsch: Smartwatches messen Puls und Blutsauerstoff, medizinische Implantate senden Daten direkt an Ärztinnen und Ärzte, und Telemedizin-Plattformen ermöglichen eine kontinuierliche Betreuung. Für ein Land mit einer alternden Bevölkerung wie die Schweiz bietet das IoT enorme Chancen, die Gesundheitsversorgung effizienter und patientennäher zu gestalten.

Technologie trifft auf Datenschutz

Wie bei vielen digitalen Innovationen steht auch beim IoT die Datensicherheit im Zentrum der Diskussion. Wenn jedes Gerät Daten sammelt und austauscht, wächst die Gefahr von Missbrauch und Cyberangriffen. Die Schweiz hat mit dem revidierten Datenschutzgesetz 2023 klare Rahmenbedingungen geschaffen, die strenge Regeln für den Umgang mit personenbezogenen Daten vorsehen.

Doch rechtliche Regeln allein reichen nicht: Auch technische Standards, sichere Netzwerke und Sensibilisierung der Nutzer sind entscheidend. Firmen wie Swisscom und u-blox (ein führender Anbieter von IoT-Chips) arbeiten an Lösungen, die IoT-Systeme robuster, sicherer und energieeffizienter machen.

Chancen für Wirtschaft und Forschung

Für die Schweizer Wirtschaft ist das IoT ein zentraler Innovationstreiber. In der Industrie 4.0 ermöglichen vernetzte Maschinen und Sensoren präzise Produktionssteuerung, vorausschauende Wartung und effiziente Logistik. Laut Studien des Bundesamts für Kommunikation BAKOM könnte das IoT bis 2030 einen wirtschaftlichen Zusatznutzen von mehreren Milliarden Franken generieren.

Auch die Forschung profitiert: Projekte wie die „Digital Switzerland Initiative“ oder das IoT Lab an der Universität St. Gallen fördern die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Hochschulen und Start-ups.

Kleine Schweiz, grosse Vernetzung

Das Internet of Things verändert, wie wir leben, arbeiten und konsumieren, auch in der Schweiz. Es schafft neue Möglichkeiten für Nachhaltigkeit, Wirtschaftswachstum und Lebensqualität. Gleichzeitig fordert es Gesellschaft und Politik heraus, die Balance zwischen Innovation und Datenschutz, Fortschritt und Verantwortung zu halten.

Wenn es der Schweiz gelingt, diese Balance zu wahren, könnte sie zu einem europäischen Vorbild werden, einem Land, das zeigt, wie digitale Vernetzung mit Präzision, Sicherheit und Weitblick gestaltet werden kann.

Bitte beachten Sie, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und Änderungen vorbehalten bleiben. Wir empfehlen, aktuelle Informationen direkt auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.


«digitaljournal.ch»


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