Quantenkommunikation in der Schweiz
Die Zukunft der sicheren Datenübertragung
Lesezeit: 5 Min.
Publikation: 16. Oktober 2025, Jonathan Schönholzer
In einer Welt, in der digitale Kommunikation zur Lebensader von Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft geworden ist, steht eines besonders im Fokus: Sicherheit. Mit jeder neuen Technologie wachsen nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Risiken. Während klassische Verschlüsselungssysteme zunehmend an ihre Grenzen stossen, eröffnet die Quantenkommunikation eine neue Ära auch und gerade in der Schweiz.
Was ist Quantenkommunikation?
Quantenkommunikation nutzt die Prinzipien der Quantenphysik, um Informationen auf eine Weise zu übertragen, die theoretisch nicht abhörbar ist. Grundlage ist die sogenannte Quanten-Schlüsselverteilung. Dabei werden kryptografische Schlüssel mithilfe von Photonen (Lichtteilchen) übertragen, deren Quantenzustände bei jeder Messung verändert werden. Versucht jemand, die Übertragung abzufangen, wird dies sofort erkannt - ein physikalisch gesichertes Warnsystem gegen Spionage.
Diese Technologie könnte langfristig klassische Verschlüsselungssysteme ersetzen, die durch den Fortschritt in der Quanteninformatik angreifbar werden. Quantencomputer sind potenziell in der Lage, heutige Sicherheitsalgorithmen in Sekunden zu knacken. Quantenkommunikation bietet hier einen Ausweg mit Sicherheit auf Basis der Naturgesetze.
Die Schweiz als Vorreiter in Europa
Die Schweiz gehört zu den Pionieren der Quantenkommunikation. Bereits 2008 wurde an der Universität Genf die erste Quanten-Schlüsselverteilung über ein kommerzielles Glasfasernetz demonstriert. Heute gehören Schweizer Hochschulen und Forschungsinstitute insbesondere die ETH Zürich und die EPFL in Lausanne zu den führenden Zentren der Quantenforschung.
Um diese Kompetenzen zu bündeln, wurde 2023 die Swiss Quantum Initiative gegründet. Sie verfolgt das Ziel, Forschung, Industrie und öffentliche Verwaltung im Bereich der Quantentechnologien enger zu vernetzen. Neben der Grundlagenforschung geht es dabei um den Aufbau einer nationalen Quanten-Infrastruktur, die langfristig mit europäischen Initiativen wie dem „Quantum Flagship“ kompatibel sein soll.
Praktische Anwendungen und Projekte
Mehrere Pilotprojekte laufen bereits: Die Swiss Quantum Communication Infrastructure soll ein sicheres Kommunikationsnetz für Behörden, Banken und kritische Infrastrukturen schaffen. In Zürich und Genf wurden Teststrecken für Quantenkommunikation über Glasfaserkabel aufgebaut. Parallel wird an der Integration von Satellitenverbindungen gearbeitet, um Quanten-Schlüssel global übertragen zu können ein Bereich, in dem die Schweiz mit der ESA und privaten Raumfahrtfirmen zusammenarbeitet.
Auch die Privatwirtschaft ist aktiv: Unternehmen wie ID Quantique in Genf gehören weltweit zu den Vorreitern im Bereich quantensicherer Kryptografie und liefern bereits Produkte für Regierungen und Telekommunikationsanbieter. Damit beweist die Schweiz, dass sie nicht nur forscht, sondern Innovationen auch erfolgreich in marktfähige Lösungen umsetzt.
Herausforderungen auf dem Weg zur Quanten-Zukunft
Trotz grosser Fortschritte steht die Quantenkommunikation noch am Anfang ihrer breiten Anwendung. Hohe Kosten, technologische Komplexität und fehlende Standards erschweren den grossflächigen Einsatz. Zudem braucht es eine internationale Abstimmung, um Netzwerke grenzüberschreitend zu sichern und kompatibel zu gestalten.
Doch der Trend ist klar: Mit wachsender Bedrohung durch Cyberangriffe und die Aussicht auf funktionsfähige Quantencomputer wird die Nachfrage nach quantensicherer Kommunikation stark steigen. Die Schweiz hat das Potenzial, hier eine führende Rolle in Europa einzunehmen, als neutraler, technologisch innovativer Standort mit einem starken Fokus auf Datenschutz und Vertrauen.
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