Digitale Bildung neu denken
Wie Schweizer Schulen und Fachhochschulen die nächste Generation auf KI und Daten vorbereiten
Lesezeit: 4 Min.
Publikation: 27. November 2025, Jessy Thür
In der Schweiz zeichnen sich drei zentrale Handlungsfelder ab: Lehrpläne neu denken, Coding‑ und Data‑Initiativen starten sowie Hochschulen und Start‑ups gezielt einbeziehen.
Die digitalen Technologien sind längst kein Zusatz mehr,
sondern integraler Bestandteil der Bildung. So betont die nationale Strategie
«Bildung und Kompetenzen», dass Bevölkerung, Wirtschaft und Behörden über Kompetenzen im Umgang mit neuen
Technologien verfügen und diese kritisch hinterfragen müssen.
Auf kantonaler Ebene zeigt sich das etwa im Lehrplan‑Modul «Digitale Bildung» im Kanton Fribourg: dort erfassen neue Lehrpläne explizit digitale Bildung als Fachbereich.
Auch jene Institutionen, die Lehrpersonen aus‑ und weiterbilden, haben sich auf die digitale Transformation eingestellt: Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung EHB etwa hebt hervor, dass die digitalen Kompetenzen in der Berufsbildung verbessert werden sollen.
Was bedeutet das konkret? Schulen müssen nicht mehr nur «lesen, schreiben, rechnen» vermitteln, sondern auch algorithmisches Denken, Datenkompetenz, Umgang mit KI‑gestützten Tools und ethische Reflexion. Lehrpersonen benötigen Fortbildung – etwa die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW bietet Workshops „Künstliche Intelligenz in der Schule“ an, um den Einsatz von generativer KI didaktisch zu verankern.
Kurz gesagt: Ein moderner Lehrplan enthält nicht nur Fachwissen, sondern auch eine Kultur der digitalen Wissensarbeit.
Coding‑Initiativen und Data Literacy
Wenn man nach technologischer Zukunft fragt, landet man schnell bei Coding, Datenanalyse und KI‑Projekten. In der Bildungslandschaft geht es dabei weniger um reine Programmiersprachen, sondern zunehmend um Datenkompetenz – also das Verstehen, Interpretieren und Nutzen von Daten im Kontext. Ein Beispiel dafür ist das Hochschulprojekt Swiss Digital Skills Academy, das insbesondere Datenkompetenz mit Open Educational Resources (OER) an Hochschulen fördert.Digitale Tools und KI‑Anwendungen im Unterricht verändern das Lernprofil: Lehrpersonen berichten, dass Lernende aktuell KI‑Tools wie ChatGPT nutzen, jedoch oftmals ohne kritisches Reflektieren oder Verständnis des dahinterliegenden Prozesses.
Ein Ansatzpunkt ist also: Schülerinnen und Schüler lernen nicht nur „wie“ man ein Tool bedient, sondern „wann“ und „warum“ man es nutzt und wo dessen Grenzen sind. Darüber hinaus sind Coding‑Clubs, Hackathons oder interdisziplinäre Lernangebote wichtige Ergänzungen im Lehr‑ und Lernbereich.
Fachhochschulen, Hochschul‑Start‑ups und Innovationskultur
Ein weiterer Baustein für digitale Bildung ist die
Verbindung zu Hochschulen und Start‑ups. Fachhochschulen wie die Hochschule Luzern HSLU reagieren mit neuen Studienprogrammen: So etwa der Bachelor
“Business IT und Digital Transformation”, der im
Herbst 2025 starten soll,
mit Fokus auf Informatik, Wirtschaft und KI. Auch die ETH Zürich zeigt, wie stark Innovations‑ und Start‑Up‑Kultur mit
Digitalisierung verknüpft ist: Allein im Jahr 2023
wurden 43 neue Spin‑offs gegründet, davon 12
mit explizitem KI‑Bezug.
Die Konsequenz für Schulen und Fachhochschulen: Es gilt nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch eine Innovations‑ und Unternehmenskultur zu fördern. Studierende sollten früh mit realen Projekten, Daten- und AI‑Herausforderungen und Start‑up‑Dynamik vertraut gemacht werden. Dies stärkt ihre Fähigkeiten, nicht nur als Konsumenten von Technologie aufzuwachsen, sondern aktiv mitzugestalten.
Digitale Bildung als Schlüssel zur Mitgestaltung der Zukunft
Die digitale Bildung von morgen erfordert ein Zusammenspiel aus modernen Lehrplänen, gezieltem Kompetenzaufbau (Coding, Daten, KI) und partizipativer Innovationskultur, von der Schule über die Hochschule bis hin zur unternehmerischen Umsetzung. Schulen und Fachhochschulen haben heute die Möglichkeit, die nächste Generation nicht nur auf eine von Technologie geprägte Welt vorzubereiten, sondern sie aktiv zu befähigen, diese mitzugestalten.Bitte beachten Sie, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und Änderungen vorbehalten bleiben. Wir empfehlen, aktuelle Informationen direkt auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.
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«digitaljournal.ch»

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