Low Earth Orbit Satellitennetze
Die neue Ära der globalen Kommunikation
Publikation: 18. November 2025, Jonathan Schönholzer
Was sind LEO-Satellitennetze?
LEO-Satelliten umkreisen die Erde in einer Höhe von etwa 300 bis 2'000 Kilometern, also deutlich näher als traditionelle geostationäre Satelliten, die in rund 36'000 Kilometern Höhe „stehen“. Durch diese Nähe können Daten mit viel geringerer Verzögerung übertragen werden. Während klassische Satellitenverbindungen oft Latenzen von über 600 Millisekunden haben, liegt die Verzögerung bei LEO-Systemen meist unter 40 Millisekunden, vergleichbar mit einem guten Glasfaseranschluss.
Um eine flächendeckende Abdeckung zu erreichen, sind allerdings Tausende kleiner Satelliten nötig, die in einer synchronisierten Konstellation um die Erde kreisen. Grosse Akteure wie SpaceX, OneWeb und Amazon (Project Kuiper) haben bereits Netzwerke mit Hunderten bis Zehntausenden Satelliten im Aufbau oder Betrieb.
Bedeutung für die Schweiz
Auch in der Schweiz wird das Thema LEO-Internet immer relevanter. Obwohl das Land über eine der besten digitalen Infrastrukturen Europas verfügt, gibt es nach wie vor abgelegene Alpentäler und ländliche Regionen, in denen der Glasfaserausbau wirtschaftlich kaum rentabel ist. Genau hier bieten LEO-Netze eine attraktive Lösung: schnelle, stabile Internetverbindungen ohne den teuren Ausbau von Kabelnetzen durch schwieriges Gelände.
Bereits 2025 plant Starlink, seine Infrastruktur in der Schweiz weiter auszubauen. Unter anderem ist der Aufbau einer Bodenstation im Walliser Leuk vorgesehen, um die Datenübertragung zwischen den Satelliten und dem schweizerischen Netz zu optimieren. Damit könnte die Schweiz zu einem wichtigen Standort für Satellitenkommunikation in Mitteleuropa werden.
Chancen und Herausforderungen
Der Nutzen solcher Systeme ist enorm. LEO-Netze können nicht nur digitale Teilhabe sichern, sondern auch Krisenkommunikation gewährleisten, etwa bei Naturkatastrophen, wenn terrestrische Netze ausfallen. Auch in der Forschung, Landwirtschaft oder beim Monitoring von Umweltveränderungen eröffnen sie neue Möglichkeiten.
Doch die Technologie hat auch Schattenseiten. Der massive Anstieg der Satelliten im erdnahen Orbit führt zu mehr Weltraumschrott und birgt Risiken für bestehende Raumfahrtmissionen. Zudem sind regulatorische Fragen noch nicht vollständig geklärt, etwa, wie Frequenzen international koordiniert oder wie Datenschutz und Netzneutralität gewährleistet werden sollen.
In der Schweiz kommen weitere Aspekte hinzu: Die Behörden müssen klären, wie Lizenzen, Frequenzzuweisungen und Umweltauflagen gestaltet werden, um Innovation zu fördern und gleichzeitig die Sicherheit des Luftraums zu gewährleisten. Auch astronomische Beobachtungen könnten durch reflektierende Satelliten beeinträchtigt werden, was bereits von Wissenschaftlern kritisch diskutiert wird.
Blick in die Zukunft
Trotz aller offenen Fragen scheint der Trend unumkehrbar. LEO-Satellitennetze sind ein zentraler Baustein der künftigen Kommunikationsinfrastruktur. In Kombination mit Glasfaser- und 5G-Netzen könnten sie eine hybride, globale Konnektivität schaffen, bei der jede Region, ob Stadtzentrum oder Bergdorf, Zugang zu Hochgeschwindigkeitsinternet hat.
Für die Schweiz bietet sich hier eine Chance, nicht nur Nutzer, sondern auch Mitgestalter dieser neuen Technologie zu sein, durch Forschung, Regulierung und nachhaltige Innovation im Dienste einer vernetzten Zukunft.
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Bildquelle: rawpixel.com via Freepik
«digitaljournal.ch»

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