Digitales Rückgrat der Schweiz: Der Glasfaser-Ausbau im Überblick

Aktueller Stand des Glasfaser-Ausbaus in der Schweiz

Lesezeit:         5 Min.
Publikation:     23. Dezember 2025, Jessy Thür

Der Ausbau von Glasfaserleitungen in der Schweiz ist eines der zentralen Infrastruktur-Themen der digitalen Transformation. Während die Schweiz in vielen Bereichen der Internetversorgung zu den führenden Ländern gehört, zeigt sich beim Glasfaser-Rollout ein gemischtes Bild: Einerseits wächst der Anteil der Glasfaseranschlüsse kontinuierlich, andererseits hinkt die Schweiz im internationalen Vergleich hinter einigen OECD-Partnern her.

Was bedeutet Glasfaser?

Unter „Glasfaser“ versteht man Breitbandanschlüsse, bei denen die Daten über Lichtsignale durch Glasfaserkabel übertragen werden. Die hochwertigste Form davon ist FTTH (Fiber to the Home), bei der Glasfaser bis direkt in die Wohnung verlegt wird. Diese Technologie ermöglicht sehr hohe Datenraten. Heute sind Bandbreiten von 1 Gbps bis zu 10 Gbps und mehr möglich und damit zukunftssicher für Streaming, Home-Office, Cloud-Nutzung oder IoT-Anwendungen.

Aktuelle Zahlen zum Ausbau

Laut ComCom-Jahresbericht 2024 liegt der Anteil der Glasfaser-Verträge in der Schweiz bei rund 32 % aller Breitbandanschlüsse – das entspricht etwa 1,4 Millionen Glasfaserverträgen.

Das bedeutet, dass etwa ein Drittel aller Haushalte und Unternehmen real einen Glasfaseranschluss nutzt – ein Anstieg gegenüber 2023, als es noch rund 27 % waren. 
Die Abdeckung – also wie viele Haushalte technisch mit Glasfaser versorgt werden können – ist etwas höher als die tatsächliche Nutzung. Beispielsweise gibt Swisscom an, dass rund 50–54 % der Haushalte bereits FTTH-fähig sind und diese Zahl bis Ende 2025 auf etwa 57 % steigen soll. Langfristig wird angestrebt, bis 2030 rund 75–80 % aller Haushalte mit Glasfaser zu versorgen.

Wie steht die Schweiz im Vergleich da?

International gesehen ist die Schweiz beim Glasfaser-Anteil noch unter dem OECD-Durchschnitt. Während dieser im Jahr 2024 bei etwa 44,6 % lag, beträgt er in der Schweiz rund 33 %.

Zum Vergleich: In Frankreich liegt der Anteil der FTTH-Verträge bei über 70 %, während Deutschland und Italien ebenfalls hinter dem OECD-Durchschnitt zurückbleiben, aber teils schneller wachsen als die Schweiz.

Warum wächst der Ausbau „nur“ langsam?

Ein Grund für das moderate Wachstum ist die historische Struktur der Schweizer Telekommunikationsinfrastruktur: DSL- und Kabel-Technologien waren lange leistungsfähig und weit verbreitet, sodass der wirtschaftliche Druck auf einen schnellen Glasfaser-Rollout geringer war als etwa in Ländern ohne starke Kabelnetze. Zudem ist die Schweiz topografisch anspruchsvoll – die Erschliessung ländlicher oder gebirgiger Regionen ist teurer und aufwändiger.

Ein weiterer Faktor sind Investitionskosten und Regulierung: Der Telekommarkt ist stark liberalisiert, Wettbewerb und Kooperationen zwischen verschiedenen Netzbetreibern beeinflussen, wie schnell und wo ausgebaut wird. Die ComCom hat deshalb in ihrem Bericht regulatorische Massnahmen erwähnt, um Baukosten zu senken und Ausbauprozesse zu vereinfachen.

Welche Akteure treiben den Ausbau voran?

Der führende Netzbetreiber Swisscom investiert stark in Glasfaser und modernisiert zugleich sein Netz. Swisscom plant, das alte Kupfernetz schrittweise bis nach 2035 komplett abzuschalten und durch Glasfaser zu ersetzen.

Neben Swisscom gibt es regionale Initiativen und alternative Anbieter:

  • Swiss Fibre Net (SFN): Ein Netzverbund lokaler Energieversorger und Partner, der offene FTTH-Netze baut, die verschiedene Telekom-Anbieter nutzen können.
  • Swiss4net: Baut und betreibt lokale Glasfasernetze mit Punkt-zu-Punkt-Architektur in mehreren Gemeinden.

Diese Anbieter sorgen für mehr Wettbewerb und damit oft für schnelleren Ausbau in kleineren Gemeinden.

Was bedeutet das für die Nutzer?

Für Endkunden bedeutet der Ausbau vor allem leistungsfähigeres Internet: höhere Upload- und Downloadraten, stabilere Verbindungen und bessere Zukunftsfähigkeit für datenintensive Anwendungen. Wer bereits FTTH nutzen kann, profitiert oft von symmetrischen Geschwindigkeiten (gleich schnell im Upload wie im Download) und deutlich geringerer Latenz.

Allerdings hängt Verfügbarkeit stark vom Wohnort ab. In städtischen Zentren wie Zürich, Genf oder Basel ist Glasfaser weitgehend verfügbar, während in ländlichen Regionen noch grössere Versorgungslücken bestehen. Das kann die Nutzungsmöglichkeiten und die Wahlfreiheit zwischen Anbietern einschränken.

Ausblick: Ziele bis 2030

Die nationale Strategie sieht vor, den Glasfaser-Anteil bis 2030 auf 75 % oder mehr zu steigern und danach das Kupfernetz vollständig zu ersetzen. Dies setzt erhebliche Investitionen voraus, aber auch Kooperationen zwischen Bund, Kantonen, Gemeinden und Netzbetreibern. Der Ausbau ist nicht nur eine technische Frage, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung, um die digitale Teilhabe in allen Teilen der Schweiz sicherzustellen. 

Bitte beachten Sie, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und Änderungen vorbehalten bleiben. Wir empfehlen, aktuelle Informationen direkt auf den jeweiligen Webseiten einzusehen.


«digitaljournal.ch»

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