Nachhaltigkeit und „Green Telekommunikation“
Wie umweltfreundlich wird unsere digitale Vernetzung?
Lesezeit: 5 Min.
Publikation: 24. Dezember 2025, Jonathan Schönholzer
Digitale Kommunikation ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Videokonferenzen, Streaming, Cloud-Dienste, mobile Netze und das Internet der Dinge erzeugen einen stetig wachsenden Datenverkehr. Was dabei oft übersehen wird: Hinter dieser scheinbar immateriellen Welt steht eine energieintensive Infrastruktur. Genau hier setzt das Thema Nachhaltigkeit und Green Telekommunikation an, ein Bereich, der auch in der Schweiz zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Warum Telekommunikation ein Nachhaltigkeitsthema ist
Mobilfunknetze, Rechenzentren und Glasfasernetze benötigen grosse Mengen an Energie. Mit dem Ausbau von 5G, der steigenden Zahl vernetzter Geräte und datenintensiven Anwendungen wächst auch der Strombedarf. Gleichzeitig steigt der gesellschaftliche und politische Druck, CO₂-Emissionen zu senken und Ressourcen effizienter zu nutzen. Telekommunikationsanbieter stehen daher vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen leistungsfähige Netze bereitstellen und diese gleichzeitig möglichst klimafreundlich betreiben.
Energieeffiziente Netze und Hardware
Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Steigerung der Energieeffizienz. Moderne Mobilfunktechnologien wie 5G sind pro übertragenem Bit deutlich effizienter als ältere Standards. In der Praxis bedeutet das: Wenn alte 2G- oder 3G-Netze abgeschaltet und durch moderne Infrastruktur ersetzt werden, sinkt der Energieverbrauch trotz steigender Datenmengen.
Zusätzlich investieren Anbieter wie die Swisscom, in energieeffizientere Hardware, intelligente Antennen und adaptive Netzsteuerung. Funkzellen können beispielsweise nachts oder bei geringer Auslastung automatisch in einen Energiesparmodus wechseln. Auch Software-basierte Netzwerke (Stichwort: Virtualisierung) helfen, Ressourcen dynamischer und effizienter zu nutzen.
Erneuerbare Energien und grüne Rechenzentren
Ein weiterer wichtiger Hebel ist der Einsatz erneuerbarer Energien. Viele Telekomunternehmen in der Schweiz betreiben ihre Netze und Rechenzentren zunehmend mit Strom aus Wasserkraft, Solar- oder Windenergie. Rechenzentren spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie sind das Rückgrat digitaler Kommunikation, aber auch grosse Stromverbraucher.
Moderne „Green Data Centers“ von internationalen Technologieanbietern, wie Ericsson, setzen auf effiziente Kühlung, Abwärmenutzung und optimierte Serverauslastung. In einigen Fällen wird die Abwärme sogar in lokale Fernwärmenetze eingespeist, ein Beispiel dafür, wie digitale Infrastruktur und nachhaltige Energieversorgung zusammenspielen können.
Nachhaltigkeit über den Betrieb hinaus
Green Telekommunikation beschränkt sich nicht nur auf den laufenden Betrieb. Auch der Lebenszyklus von Geräten rückt stärker in den Fokus. Längere Nutzungsdauer von Routern, Smartphones und Netzkomponenten, Reparierbarkeit sowie Recycling seltener Rohstoffe sind wichtige Themen. Anbieter können hier durch modulare Designs, Rücknahmeprogramme oder refurbished Geräte einen Beitrag leisten.
Darüber hinaus spielt Transparenz eine Rolle: Nachhaltigkeitsberichte, messbare Klimaziele und klare Kennzahlen helfen, Fortschritte sichtbar zu machen und Vertrauen zu schaffen, sowohl bei Kundinnen und Kunden als auch bei Regulierungsbehörden.
Bedeutung für die Schweiz
Für die Schweiz ist Green Telekommunikation besonders relevant. Das Land verbindet hohe digitale Ansprüche mit ambitionierten Umweltzielen. Gleichzeitig erwarten Bevölkerung und Wirtschaft zuverlässige, schnelle und flächendeckende Netze, auch in alpinen und ländlichen Regionen. Nachhaltige Lösungen sind daher kein „Nice-to-have“, sondern eine Voraussetzung für langfristige Akzeptanz und Wettbewerbsfähigkeit.
Nachhaltigkeit in der Telekommunikation bedeutet nicht Verzicht, sondern intelligente Innovation. Effizientere Netze, erneuerbare Energien, langlebige Hardware und transparente Strategien zeigen, dass digitale Vernetzung und Umweltschutz kein Widerspruch sein müssen. Green Telekommunikation wird damit zu einem entscheidenden Faktor für die Zukunft der digitalen Gesellschaft, in der Schweiz und darüber hinaus.
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«digitaljournal.ch»

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