Von WhatsApp zu Threema
Warum Schweizer Alternativen im Trend liegen
Lesezeit: 5 Min.
Publikation: 12. Dezember 2025, Jessy Thür
Publikation: 12. Dezember 2025, Jessy Thür
In Zeiten, in denen Datenschutz und digitale Souveränität immer wichtiger werden, zeigt sich ein klarer Trend: Viele Nutzer – besonders in der Schweiz – wenden sich von globalen Kommunikationsplattformen wie WhatsApp ab und bevorzugen heimische Alternativen. Ganz vorn mit dabei: Threema, ein Schweizer Messenger-Dienst, der sich konsequent auf Privatsphäre und Sicherheit konzentriert. Doch warum ist gerade jetzt der Moment gekommen, über Alternativen nachzudenken?
Datenschutz als Schweizer Markenzeichen
Datenschutz ist in der Schweiz nicht nur ein rechtliches Thema, sondern Teil der nationalen Identität. Die Schweizer Datenschutzgesetze gehören zu den strengsten weltweit. Threema nutzt diesen Standortvorteil gezielt aus: Alle Server stehen in der Schweiz, und der Dienst unterliegt ausschliesslich dem Schweizer Datenschutzgesetz.Während WhatsApp zwar Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nutzt, sammelt der Meta-Konzern weiterhin zahlreiche Metadaten – also Informationen darüber, wer mit wem, wann und wie oft kommuniziert. Diese Daten können Rückschlüsse auf soziale Netzwerke oder Verhaltensmuster zulassen. Threema verfolgt hingegen das Prinzip der Metadaten-Minimierung: Nachrichten werden nach der Zustellung sofort gelöscht, und es werden so wenige Daten wie möglich gespeichert.
Zudem benötigt man zur Nutzung von Threema keine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse – die Kommunikation kann völlig anonym erfolgen.
Juristische Souveränität als Wettbewerbsvorteil
Ein weiterer zentraler Punkt ist die juristische Souveränität. Da Threema ein Schweizer Unternehmen ist, gilt für den Dienst nicht der US-amerikanische Cloud Act, der US-Behörden Zugriff auf Daten von amerikanischen Unternehmen erlaubt – selbst wenn diese Daten im Ausland gespeichert sind.Für viele Nutzer und Institutionen, die sensible oder vertrauliche Daten austauschen, ist das ein entscheidender Faktor. So hat etwa die Schweizer Armee im Jahr 2022 beschlossen, WhatsApp, Signal und Telegram für dienstliche Kommunikation zu verbieten und stattdessen Threema zu empfehlen. Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie stark Datenschutz in der Schweiz als strategisches Gut verstanden wird.
Bewusstseinswandel bei Nutzern und Unternehmen
Der Wechsel zu Threema ist mehr als ein technischer Schritt – er ist Ausdruck eines gesellschaftlichen Bewusstseinswandels. Immer mehr Menschen erkennen, dass „kostenlose“ Dienste oft mit der Bezahlung durch persönliche Daten einhergehen. Threema hingegen setzt auf ein faires Bezahlmodell: Eine Einmalzahlung von rund vier Schweizer Franken deckt die Nutzung ab – ohne Werbung, Tracking oder Datenhandel.Auch Unternehmen beginnen umzudenken. Schweizer Start-ups wie Threema oder Proton AG (bekannt durch Proton Mail und Proton Drive) positionieren sich erfolgreich als sichere, datenschutzfreundliche Alternativen zu Tech-Giganten aus den USA.
Die Herausforderungen des Wechsels
Natürlich ist der Wechsel nicht ohne Hürden. WhatsApp besitzt eine gewaltige Nutzerbasis – allein in der Schweiz nutzen rund 90 Prozent der Bevölkerung den Dienst regelmässig. Wer zu Threema wechseln möchte, muss Freunde und Bekannte oft erst überzeugen oder parallel mehrere Apps nutzen.Auch die Kosten schrecken manche Nutzer ab – obwohl es sich nur um einen kleinen Betrag handelt. Trotzdem zeigt sich, dass das Bewusstsein für digitale Selbstbestimmung wächst. Immer mehr Menschen akzeptieren, dass echte Privatsphäre nicht kostenlos zu haben ist.
Darüber hinaus hat Threema in den letzten Jahren stark in Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität investiert. Features wie Umfragen, Sprachanrufe, Gruppen-Chats, Cloud-Backups und eine Web-Version stehen WhatsApp kaum nach.
Ein Schweizer Modell für digitale Zukunft
Der Erfolg von Threema steht sinnbildlich für eine grössere Bewegung: Datenschutz als Standortvorteil. Schweizer Unternehmen nutzen das Vertrauen in ihre Neutralität, um sichere digitale Dienste anzubieten. Die Schweiz wird zunehmend zu einem Zentrum für datenschutzorientierte Technologien – von sicheren Messengern über E-Mail-Anbieter bis hin zu Cloud-Lösungen.Dieser Trend passt perfekt zu den wachsenden globalen Anforderungen an Datenschutz, Compliance und digitale Verantwortung. Während Nutzer weltweit über Datenmissbrauch und Überwachung diskutieren, bietet die Schweiz ein glaubwürdiges Gegenmodell: technologische Innovation kombiniert mit rechtsstaatlicher Kontrolle.
Ein Wechsel mit Haltung
Der Wechsel von WhatsApp zu Threema steht für mehr als nur einen App-Tausch – er symbolisiert ein neues digitales Selbstverständnis. Schweizer Nutzer, Institutionen und Unternehmen erkennen zunehmend, dass Privatsphäre und Kontrolle über eigene Daten nicht verhandelbar sind.Threema beweist, dass es möglich ist, moderne Kommunikation, Komfort und Datenschutz zu vereinen – ohne Kompromisse. Und wer weiß: Vielleicht wird der Schweizer Messenger bald nicht nur hierzulande, sondern auch international zum Synonym für sichere, unabhängige Kommunikation.
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«digitaljournal.ch»

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