M&A-Trends in der Kommunikationsbranche

Innovationstreiber oder Gefahr für neue Monopole?


Lesezeit:            5 Min.

Publikation:       04. Dezember 2025, Jonathan Schönholzer

Die Kommunikations- und Medientechnologiebranche (TMT-Sektor) befindet sich weltweit in einer Phase intensiver Umbrüche. Auch in der Schweiz zeigt sich ein klarer Trend: Fusionen und Übernahmen nehmen zu, internationale Tech-Konzerne investieren stärker in hiesige Infrastruktur, und Schweizer Unternehmen versuchen, sich durch Zukäufe technologisch breiter aufzustellen. Getrieben wird diese Dynamik durch den raschen Fortschritt in Bereichen wie künstlicher Intelligenz, Cloud-Diensten, Netzinfrastruktur und Datenanalyse. Doch während M&A-Aktivitäten häufig als Treiber für Innovation und Wachstum gelten, wächst zugleich die Sorge vor der Entstehung neuer digitaler Monopole – sowohl global als auch in spezifischen nationalen Märkten wie dem Schweizer Telekom- und Datenökosystem.

Warum Fusionen und Übernahmen im TMT-Sektor zunehmen

Warum ist gerade jetzt so viel Bewegung im Markt? Der technische Wandel verlangt enorme Investitionen, die insbesondere kleinere Anbieter kaum alleine stemmen können. Der Umbau hin zu 5G- und Glasfasernetzen, die Entwicklung eigener KI-Systeme oder die Schaffung sicherer Cloud-Infrastrukturen durch Schweizer Telekommunikationsanbieter wie Swisscom, sind kapitalintensiv. Fusionen bieten daher die Chance, Ressourcen zu bündeln, Know-how auszutauschen und Skaleneffekte zu nutzen. Für Schweizer Unternehmen, die international wettbewerbsfähig bleiben möchten, kann der strategische Zusammenschluss mit einem Partner oder der Zukauf einer innovativen Tech-Firma durchaus sinnvoll sein.

Die wachsende Gefahr von Monopolen und Machtkonzentrationen

Doch die Kehrseite dieser Konsolidierung lässt sich nicht ignorieren. Wenn wenige grosse Anbieter immer grössere Marktsegmente kontrollieren, entstehen Machtkonzentrationen, die Wettbewerb und Innovation langfristig gefährden können. In der Telekommunikation zeigt sich dies besonders deutlich: Wenn Netzbetreiber durch Übernahmen weiter zusammenrücken oder Digital-Konzerne durch Zukäufe wichtige Infrastrukturdienstleister unter ihre Kontrolle bringen, können Monopole oder Oligopole entstehen, die Preise, Standards und die technologische Ausrichtung eines Landes massgeblich beeinflussen.

Ein weiterer kritischer Punkt betrifft Datenhoheit und digitale Souveränität. Wenn zentrale Plattformen, Cloud-Dienste oder Kommunikationslösungen durch Übernahmen in die Hände weniger globaler Konzerne gelangen, steigt das Risiko, dass nationale Regierungen oder Unternehmen strategisch wichtige Bereiche der digitalen Wertschöpfungskette verlieren. Die Schweiz, die traditionell grossen Wert auf Unabhängigkeit und Datenschutz legt, muss sich daher besonders fragen, wie viel Marktkonzentration akzeptabel ist und wo regulatorische Leitplanken nötig sind.

Die Rolle von KI

Zugleich entwickeln sich M&A-Aktivitäten oft entlang technologischer Trends – und gerade KI hat hier 2024 und 2025 enormen Einfluss. Firmen, die sich keine eigene KI-Forschung leisten können, kaufen kleinere Startups, um Know-how einzukaufen. Dieser Trend beschleunigt Innovation, aber er führt auch dazu, dass die erfolgreichsten KI-Startups fast zwangsläufig von grossen Playern aufgekauft werden. Die Folge: Die technologische Vielfalt schrumpft, und mächtige Unternehmen setzen die Standards für ganze Märkte.

Ein nachhaltiger Weg nach vorne verlangt daher eine Balance: Konsolidierung kann sinnvoll sein, wenn sie Kooperation, Effizienz und Investitionen fördert. Gleichzeitig sollten Wettbewerbskommissionen wachsam bleiben und verhindern, dass kritische Infrastrukturen oder zentrale Kommunikationsplattformen in monopolartige Strukturen abgleiten. Gerade in einem kleinen, aber technologisch hochentwickelten Land wie der Schweiz sind Vielfalt, dynamischer Wettbewerb und Innovationskraft entscheidende Faktoren.

M&A-Trends werden die Kommunikationsbranche auch in den kommenden Jahren prägen. Die Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass diese Entwicklung nicht in eine Marktkonzentration führt, die Innovation hemmt – sondern in eine stärkere, resiliente und vielfältige digitale Infrastruktur, von der Unternehmen und Gesellschaft langfristig profitieren.

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Bildquelle: rawpixel.com via Freepik 

«digitaljournal.ch»

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